
Volkszählungsboykott – 1987
Widerstand gegen Datenerhebung
Die Volkszählung 1987 stieß schon kurz nach ihrer Ankündigung auf erheblichen Widerstand. Angefangen von Mitgliedern der jüdischen Gemeinde, die sich noch gut an den Umgang mit Datenmaterial in Bezug auf die Fragen zur Religionszugehörigkeit 1936 erinnern konnten, bis zu den Datenschutzbeauftragten und dem Protest der linksliberalen und linksradikalen Menschen im Lande.
Daten sammeln und auswerten
Ein wichtiger Kritikpunkt war die durch die Datenerhebung mögliche Verplanbarkeit der Bürger_innen. Der Mangel an Arbeitsplätzen, günstigem Wohnraum oder Kitaplätzen war hinlänglich bekannt, warum also nicht gleich Gelder für die Volkszählung dort nutzbringender einsetzen? Dazu hätte es keiner Volkszählung bedurft. Die Volksvertreter_innen aber waren nicht gewillt, auf die Volkszählung zu verzichten. Mit allen Mitteln wurde gegen den Volkszählungsboykott vorgegangen und das hieß in Berlin unter Innensenator Kewenig auch, die Kriminalisierung der Gegner_innen und den Einsatz von Verfassungsschützern inklusive Hausdurchsunchungen. So wurde der Mehringhof, in dem das Büro der Initiative zum Volkszählungsboykott untergebracht war, zum „terroristischen Umfeld“ erklärt und war damit vogelfrei.